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sandibalandi.de.tl - Tagebuch Nr.15
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20.02.2012
Liebes Tagebuch!
Irgendwie ist alles so unwirklich. Nachdem ich heute geduscht und mich angezogen hatte, meine Tasche nahm und in Richtung Krankenhaus fuhr, dachte ich gar nicht.... ich tat es einfach. Bis ich auf den Parkplatz des Klinikums fuhr und den Motor abstellte. Dann saß ich einen Moment im Auto und dachte.. es ist wahr.. schon wieder hier und alles fängt wieder von vorne an. Ich ging also Richtung Eingang und zum ersten Mal fühlte ich mich anders. Sonst bin ich mit einer Lockerheit ins Krankenhaus gehüpft und mit einem riesen Lächeln allen begegnet. Doch dieses Mal ist irgendwie alles anders, ich bin nur noch ruhig und nachdenklich. Es kommen zwar auch die motivierenden Gedanken und ich möchte auch hoffen, doch diesmal fühle ich mich nur noch hilflos. Natürlich mache ich diese Chemo und alles was die Ärzte sagen, doch diesmal hab ich das Gefühl das ich es mit einer Schwäche mache und ich warte jeden Tag auf meine Stärke... ich bin wie gelähmt. Noch immer kann ich es nicht fassen und ich verstehe einfach nicht warum das alles so passiert. Ich gehe also weiter und biege nach rechts ab in Richtung Chemozentrum.. und wer kommt da? Der liebe Oberarzt wir lächeln uns an, sehen aber beide besorgt aus... er breitete seine Arme aus und ich erschrak... ich reichte ihm schnell die Hand weil ich diese Nähe nicht zulassen wollte. Ich war echt erschrocken das er mich wirklich in den Arm nehmen wollte... Aber es war nett gemeint und ich weiß er arbeitet mit voller Leidenschaft und Hingabe, es hätte mir zwar gut getan, denke ich, doch richtig wäre es nicht gewesen. Wir ließen nochmal alles Revue passieren, die letzten 6 Monate... dann sagte er, von der Art meines Krebses würde man nicht von so einem schnellen Wachstum ausgehen, doch wenn man das Gen bedenkt... tja... wir setzen nun alle Hoffnung in diese kommende Chemo. Er erklärte mir den Ablauf und dann verabschiedeten wir uns. Ich kam an im Chemozentrum, schaute ins Wartezimmer und sah das es sehr voll war, ich trug mich in die Blutabnahme-Liste ein und ging ins Wartezimmer. Dort sah ich viele bekannte Gesichter und alle freuten sich mich zu sehen, und ich freute mich sie wiederzusehen. Alle waren sich sicher das ich meine Therapie beendet hab und nur zur Kontrolle des Blutes oder zum Port spülen gekommen war. Sie waren mehr als geschockt, das ich eine erneute Chemotherapie machen muss und alle Metastasen (plus drei neue) zurückgekommen waren, und das nach so kurzer Zeit :/ . Neben mir saß eine junge Frau, Mitte 40, die mich schon vom letzten Jahr kannte und sich immer sehr freute wenn wir zusammen Chemo bekamen und als mich eine neue Patientin nach meiner Diagnose fragte und ich alles genau erzählte, fragte mich die Frau neben mir: Dann bekommst du wieder Mittwochs Chemo? Ich sagte ja.Sie strahlte mich an und sie sagte: Scheisse für Dich aber sehr schön für mich..... BUFF... sowas hatte ich auch noch nicht gehört. Sie hatte es aber nett gemeint, denn sie erklärte mir danach: Ich fühle mich hier immer wohl und verstehe mich mit allen Frauen, und die Schwestern sind auch alle nett, doch wenn ich dich sah freute ich mich immer besonders, weil ich noch nie so eine starke und zugleich fröhliche Frau sah. Und wenn ich dann noch deine Geschichte hörte konnte ich nur noch an dir aufsehen. Du motiviertes mich und andere immer wenn du da warst.
Solche Komplimente sind wirklich schön zu hören, doch im Moment wünschte ich mir eine Sandi zur Seite, die mich motiviert und mitreißt.. oder eine Pippi die mich anlächelt und mich an die Hand nimmt. Ich hatte immer genug Kraft für mich und auch noch für andere... doch nun...??? Ich warte auf meine Kraft... manchmal hab ich das Gefühl sie kommt... doch dann... ist dieses gelähmt sein wieder da... und das unfassbare Vielleicht brauche ich auch nur etwas Sonne und Wärme... diese Kälte is doof. Dann kommen diese vielen schlimmen Geschichten dazu, die man im Warteraum hört... die Metastasen im Gehirn, Lunge,Leber und die vielen neuen Patientinnen die schockiert darüber sind, wieviele Menschen Krebs haben. Natürlich lachen wir auch und machen Witze über unsere Glatzen, wie zum Beispiel das wir die Idee hatten uns Tattoo's auf die Birnen zu kleben und als Skinhaeds durch die Stadt zu ziehen Dann erzählte eine Dame davon das sie eigentlich jetzt in dem Alter wäre, wo sie dachte etwas für sich zu tun. Sie hatte sich um die Kinder gekümmert,ihren Mann versorgt und dachte nun sei sie an der Reihe... ich sagte: da hatten sie wohl ein falsches Konzept!!! Natürlich gibt es immer was zu lachen, doch ein jeder hat auch Angst.. In einem Lied das ich in der Jugendzeit oft hörte,hieß es immer: Angst ist nur ein Gefühl.. das ist wohl mal eben so daher gesagt oder gesungen, denn Angst kann sehr schlimm sein. Man darf sich nur nie von ihr bestimmen lassen, von dieser Angst. Es darf dein Leben nicht bestimmen, diese Krankheit darf mein Leben nicht bestimmen.. doch wenn ich gerade hinsehe.. tut sie das im Moment, und das macht mich wütend... so wütend :/
21.02.2012
Liebes Tagebuch! -> morgen ist die insgesamt 24te Chemo...
... ich hatte gerade Besuch von unserem Vorsteher aus der Gemeinde und von meinem Hauspriester und dieser Besuch gab mir viel Kraft! Jeden Tag wartete ich auf meine Kraft.. ich hatte das Gefühl das ich immer und immer mehr geprüft werde... nach jeder Diagnose hatte ich Kraft und Mut, nur dieses Mal war alles so anders und hoffnungslos. Doch nun nach dem Besuch habe ich Hoffnung und ich wurde daran erinnert wer alles für mich betet und wieviele Gebete nach oben geschickt werden Wieso hatte ich das vergessen? Ich werde von so vielen Menschen begleitet und dafür bin ich unendlich dankbar. Ich bin so froh das sie mich genau jetzt besucht haben, ein Tag vor der neuen Chemo. Als würde der liebe Gott mir zeigen das ich nicht allein bin, und als würde er mich daran erinnern wer ich bin. Als würde er sagen: Sandi... du bist es doch.. die Sandi schafft das. Ich erinnere mich gerade an meine Cousine, die mal dachte (als sie einen Knoten in der Brust hatte): nein, das was die Sandi durchgemacht hat, schaffe ich nicht. Gott sei dank war der Knoten gutartig und sie ist und bleibt gesund, der Hase Und heute wurde mir mein Kampf nochmal bewusst und meine Stärke, und ich frage mich: Sandi, du Flitzpiepe... du willst doch nicht wohl aufgeben... wat is los mit dir? Aber echt.. was ist los? So ein sch**** Krebs... wenn den jemand besiegt, doch dann du!!!! SAAAAAAAANDIIIIIII... also echt. Hau mal rein... also los. Chemo Nr.24... und die erste Carboplatin-Chemo (mit noch einer anderen kombiniert)... auf gehts in den Kampf, ich bin gerüstet )))) die Fäuste sind geballt und los gehts. Kraft für morgen ist getankt! Man bin ich froh. Endlich hab ich mein gutes Gefühl wieder. Danke lieber Gott. Deine Sandi <3
22.02.2012... und gefühlte 48 Stunden später...
Liebes Tagebuch! So ein Tag, bzw. Stunden im Chemozentrum lassen einen nicht wirklich zur Ruhe kommen, viele Informationen, Gespräche und zuviele Eindrücke.. deshalb fühlen sich die 5 bis 6 Stunden wie 10 oder 12 Stunden an. Trotzdem war es schön die lieben Menschen wieder zu treffen und auch wieder neue Patientinnen kennenzulernen. Als ich heute morgen aufwachte, war ich erstmal durcheinander... ich fragte mich erstmal: was für einen Tag haben wir heute?? Hmm.. gestern war Dienstag , dachte ich... hmm.. oh heute ist Chemo... aaaahhh ein Licht ging auf und ich dachte... ups, du hast deine Filzsachen noch nicht eingepackt. Also machte ich mich fertig, zog meiner Laune entsprechend bunte Kleidung an,packte den Chemoclown ein, Bananen,Weintrauben und die Filzsachen, bestellte das Taxi und los gings... Dabei hatte ich heftigen Schnupfen, Halsweh und Gliederschmerzen,also Grippe ... aber nee.. eigentlich muss man dann eine Chemo verschieben. Doch das wollte ich auf keinen Fall. Ich nahm Antibiothika und eine Schmerztablette und ich dachte: dat klappt schon.. wenn ich umfalle, bleib ich einfach da Wieder begleiteten mich schöne sms und der liebste und ruhigste aller Freunde. Und ich war so verdammt froh meine Kraft wieder bei mir zu haben. Ich konnte fröhlich zur Chemo gehen wie immer ))) aaaaaahhh Gott sei dank. Man bin ich froh das ich wieder ich selber bin )))) so froh. Ich kam in den Chemoraum und mich erwarteten alle bereits, gerade die Schwester kam mit mir rein und zeigte mir meinen Stuhl.. hää.. kannte ich von der allerersten Chemo 2010, aber jetzt?? Hmm.. bin doch schon dort zuhause? Es war einfach nur sehr lieb gemeint ich war die letzte, denn ich hatte noch so lange gebraucht um die Farben der Wolle zusammen zu suchen typisch... so kam ich natürlich 20 Minuten später, was ja nicht schlimm ist. Ich wurde als letztes angestochen und die wunderbaren Medikamente gegen Übelkeit, Blasenschutz etc. liefen als erstes in meinen Körper. Und es wird einem kurz komisch... schwindelig und etwas schlecht.. ach ja.. ich sollte auch was essen vor dem Zeug.. ups.. schnell die Banane ausgepackt und reingeschoben eine halbe Stunde Kochsalzlösung in den Körper (Spülung) und dann wird die Chemo angehangen... Frau Doctor hatte die Chemo in der Hand, sah die Chemo an und dann mich. Der erste Teil war Gemcitabine. Sie sagte mit einem besorgtem Blick: das ist die erste Gabe, oder? Ich sagte: ja, wieso??? Ja, manche reagieren allergisch darauf, antwortete die liebe Ärztin. Tja, leider wusste ich schon davon, denn sehr oft konnte ich das bei einer Patientin beobachten, was sich öfters dramatisch darstellte. Ich hatte deshalb schon schiss inne Buxe... aber sagte es niemandem und deshalb fand ich auch gut, das meine Mama nicht mit wollte, denn dieser Anblick ist kein schöner. Ich hatte die Ärztin extra nicht danach gefragt, nach dieser allergischen Reaktion.. doch nun sagte sie es selber Dann sagte ich, ich hatte schon Angst und jetzt fangen sie auch noch davon an... dann sagte sie: nein nein, das muss ja nicht sein, es ist nur sehr oft... joar, das baut auf. Dann wurde sie angehangen.. zwei Ärztinnen und die Schwester standen die ersten 20 Minuten alle dabei. Sie starrten mich an und fragten alle fünf Minuten: Frau Ruppi alles klar? Und es war alles gut dann ging eine Ärztin zu den Blutabnahmen und die anderen zwei blieben noch bei mir und später nur noch eine Ärztin. Alles lief gut. Keine allergische Reaktion. Jippiiiiiiie Und nun sitze ich hier, schreibe Tagebuch und freu mich das ich die erste Gabe dieser Chemotherapie geschafft hab. Sie heißt genau Carboplatin + Gemcitabine, falls jemand googln möchte Angedacht sind 6 Zyklen. Ein Zyklus besteht aus Mittwoch beides, nächsten Mittwoch nur Gemcitabine und dann zwei Wochen Pause. Mein Therapie-Plan geht also, wenn alles klappt, bis 13. Juni (letzte Chemo). Tja , wenn ich die Daten sehe, dachte ich Anfang 2012 das ich da schon wieder Haare hätte... tja.. eben doch nicht. Dann wohl Weihnachten Und hoffentlich Weihnachten im Sauerland, wenn dieser Traum wahr werden soll. Und jetzt schau ich fern und klopf mir auf die Schulter, das ich die insgesamt 24te Chemo in meinem Leben auch geschafft hab. Danke das ihr alle an mich gedacht habt und gebetet habt <3 Sandi
23.02.2012 um 12Uhr
Liebes Tagebuch! Bis jetzt halten sich die Nebenwirkungen in Grenzen. Bis jetzt nur etwas schlapp und kurzatmig (was aber auch von den Lungenmetas. kommen kann,also die Kurzatmigkeit), und natürlich Übelkeit. Diesmal hab ich gar nicht so einen Appetit muss ich sagen, komisch, wobei ich die gleiche Menge an Kortison bekommen hab.. hmm.. sollte mich das nachdenklich machen... ich find es eigentlich gut, ich muss ja schließlich das Fett mit mir rumtragen Ich denke ich kann zufrieden sein. Ob es anschlägt kann ich ja selber am besten an der Metastase unterm Arm sehen.. der Arm ist so fett wie noch nie und ich muss ihn vom Körper weghalten als hätte ich eine Rasierklinge unterm Arm, denn wenn ich ihn am Körper trage, schmerzt es sehr. Letztens beim einkaufen zog ich zwei Jacken übereinander, weil mir so kalt war, nur am Arm war es sehr eng... und plötzlich wurde mir richtig schlecht vor Schmerzen im Arm... ich wurde ganz weiß und gelb im Gesicht.. schnell zog ich die Jacke aus und es wurde besser.... aaaahhhh... die Stelle ist wirklich doof für eine Metastase.. doch vielleicht würde sich ein anderer diese Stelle wünschen, weil es ihn schlechter erwischt hat... so ist das eben mit dem Kreuz jeder soviel wie er tragen kann
26.02.2012
Liebes Tagebuch !
Wir haben nun 6 Uhr morgens und ich quälte mich geschlagene 4 Stunden nun mit Bauchschmerzen rum. Das Wasser für den Tee ist aufgesetzt und ich frag mich, sind das Nebenwirkungen oder kommt das zusammen mit der Grippe? Dann ist mir heiß,dann wieder kalt.. also Mütze auf und Mütze ab.. Fenster auf und Fenster zu.. aufstehen,hinlegen,Toilette oder doch in der Küche einen Kreis laufen... aaaaahhhh wie ätzend. Dabei dachte ich gestern, es geht bergauf und heute kann ich in den Gottesdienst und danach essen gehen mit der Familie. Wie traurig wäre ich, und sicher auch die anderen, wenn ich nicht dabei sein könnte Ich versuch aber jetzt mal Tee zu trinken, einige Medikamente zu nehmen und positiv zu denken. Irgendwas wird schon klappen
27.02.2012
HAPPY BIRTHDAY LIEBE MICKEY MAUS HAB DICH GANZ DOLLE LIEB
Liebes Tagebuch! So gespannt auf die Blutwerte war ich noch nie wie heute, denn die Platin Chemo soll ja sehr aufs Blut gehen. Und.....? Tja, gar nicht so schlecht, die Leukos sind bei 3,1 Doch als ich die Nebenwirkungen erzählte und wie es mir geht, wollte die Ärztin mich aufnehmen, doch ich wollte nicht. Das ganze mit den Kindern und dem Drumherum abklären... ne... da halte ich erstmal noch so manchen Schmerz daheim aus. Noch gehts und ich habe Phasen wo ich aufatmen kann, wie gestern Nachmittag oder heute Vormittag. Die Zeit dazwischen war nicht so berauschend... Magenkrämpfe,Kopfschmerzen und diese furchtbare Übelkeit... würg... echt doof. Das blöde ist natürlich auch, das ich immernoch diese Erkältung hab Doch dank ein paar Medikamente gehts ja zwischendurch Am Mittwoch gehts dann weiter mit der Gemcitabine, und da das nur die eine ist, bin ich sicher nach 2 Stunden wieder da raus. Mal sehen. Mehr gibt es heute nicht zu berichten,alles beim alten und ich warte schon sehr auf die Sonne die kommen soll. Dann werde ich mir bald Blumen besorgen die ich draussen pflanzen kann
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