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sandibalandi.de.tl - Tagebuch Nr. 10
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Ich wünsche allen meinen Lesern alles Gute für das neue Jahr 2012. Danke für die Unterstützung, die lieben Mails und Wünsche zu meinem Geburtstag und die Genesungswünsche. Vor allem wünsche ich allen Gesundheit!
02.01.2012
Happy Birthday liebe Becci
Liebes Tagebuch! Wow, soviel passierte die letzten Tage, das ich gar nicht weiß wo ich eigentlich anfangen soll.. hmm... das was natürlich noch zu verarbeiten gilt ist Paris. Viel geschlafen hatte ich in der Nacht vom 30ten zum 31ten natürlich nicht. Ich feierte mit meinen Geschwistern, Schwägerin und Schwager, und zwei lieben Freunden noch kurz in meinen Geburtstag rein, räumte noch kurz auf und war dann so langsam aufgeregt und hatte Angst zu verschlafen, denn der Zug ging um 7.00Uhr von Solingen. Um 2.00Uhr lag ich noch hellwach im Bett und ging im Kopf alles durch ob ich auch nichts vergessen habe. Schließlich konnte ich aber doch noch 3 Stunden schlafen und dann gings los. Die Zugfahrt ging schnell und ich konnte dort auch noch etwas die Äuglein schließen, wir konnten die Äuglein schließen besser gesagt Ankunft 12 Uhr in Paris/Nord und das Schönste war als erstes die schönen typischen Café's zu sehen und diese Luft einzuatmen, die Sprache von allen Seiten zu hören und die vielen verschiedenen Menschen zu beobachten, einfach spannend. Nun hatten wir 2 Stunden Zeit bis zum einchecken ins Hotel. Wir gingen einfach los, mal sehen wohin uns unsere Füße tragen. Und der Wahnsinn war das wir ca. 30 Perückenläden fanden. In der Gegend wo Kriminalität und Armut (?) herschen,kaufte ich mir zwei Perücken eine lockige braune und eine rosafarbende mit sehr langen Haaren ich freute mir ein Bein ab. Dann besorgten wir uns einen Döner. Dat war ein Döner... nee.. dat war.. ach weiß ich auch nicht. Es war ein Hot-Dog-Brötchen mit Zaziki,komischem Fleisch und Salat. Der sehr nette Franzose gab noch Pommes dazu und anstatt Majo oder Ketchup, tat er Zaziki auf die Pommes böööääääärrr... na ja... aber da wir lange Zeit und noch gar nichts gegessen hatten, war es egal wie es schmeckte. Also saßen wir mit diesem tollen Menü an einer Bushaltestelle in Paris im Regen und waren trotzdem zufrieden. Denn es war eben Paris später im Hotel musste wir erst noch kurz ne Runde schlafen, bevor wir dann zur Galerie Lafajette fuhren und dort etwas shoppen waren. Wahnsinn, diese Menschenmassen. Am frühen Abend hatten wir eine Bar gefunden, wo wir einen kleinen Snack zu uns nehmen wollten. Ich schaute in die Karte, doch das einzige was ich davon verstand war " Club Sandwich avec Chips". Keine Preise dabei! Nun gut, wat soll dat kosten, sicherlich viel ...??? Und was da kommt?? Hmm... schauen wir mal. Café au Lait mit Club Sandwich und Chips. Es kam vierfach gestapeltes Toast mit Salat, Schinken,Ei,Mayo,Senf,Hähnchenbrust... mit Salat und Chips mit viel Pfeffer. Das Toast zu zwei Dreiecken geschnitten... AHA... interessant nun gut, es schmeckte..also das Sandwich... der Rest blieb auf dem Teller. Das Beste war jedoch die Rechnung. 48 Euro!! Ein "Club Sandwich" , also ein Butterbrot, für 18 Euro )) jooooar. Essen wie Gott in Frankreich, das darf dann ruhig mal was kosten auch wenn zwei Crepes 10 Euro kosteten, eine kleine Flasche Wasser und eine Cola 9 Euro (ohne Pfand) kosteten, zwei kleine Baquettes mit zwei Kaffee 14,40 Euro kosteten... es ging nichts über die zwei "Butterbrote" )))) ... nun waren wir also gespannt auf den Eiffelturm und Silvester. Um 22 Uhr waren wir dort und die Leute schienen einfach nur zu warten. Sie strömten in Scharen zum Eiffelturm und der Regen machte niemandem etwas aus. Sogar ganze Familien mit ihren Kindern und Baby's waren dort. Deutsche, Holländer, Engländer,Marokkaner,Inder... alle warteten nun. Was wir wussten, aber uns nicht bewusst war wie es wirken würde... war, das in Paris kein Feuerwerk stattfinden darf... nicht mehr. Die Polizei war sehr streng und sogar mit Pferden schauten sie auf die Sicherheit und durchsuchten Taschen nach Böllern und Raketen. Dann war es Mitternacht! Vereinzelte Leute riefen "Wuuuu", der Eiffelturm blinkte von oben bis unten.. das war's. Paris ,Silvester am Eiffelturm. Niemand wünschte dem anderen, also den er nicht kannte, ein frohes neues... Bonne Anne... Happy new.... nööööö... die Päärchen die extra angereist waren, küssten sich natürlich, aber waren auch enttäuscht über Paris an Silvester. Aber davon lässt man sich die Stimmung ja nicht versauen. Nach 1,5 Stunden fanden wir sehr müde endlich ein Taxi und das Feuerwerk konnten wir dann im ZDF im TV bewundern Jaaaa... das war Paris. Trotz allem, gigantisch und wunderschön, spannend und.... teuer... haha... und super das man in drei Stunden schon dort ist. Auf der Rückfahrt trafen wir noch andere Deutsche, die auch sehr enttäuscht waren vom Jahreswechsel. Sie haben uns empfohlen nach Berlin an Silvester zu fahren. Und von New York rieten sie stark ab, da dürfte man gar nicht auf die Straße... hmm.. wieder um eine Erfahrung reicher. Aber die Hauptsache war, in Frankreich zu sein, in meinem Lieblingsland, und das wird es auch immer bleiben.. egal wie grimmig der Taxifahrer schaut hehe... es war super. Und nun... beginnt 2012. Die letzten Chemo's liegen vor mir und drei Operationen. Die Zähne, die Eierstöcke und die Brust. Und die Reha noch zwischendurch und dann hoffe ich, das ich im Sommer wie neu bin und wehe du sch... Krebs kommst dann wieder... erstmal geht ihr letzten Drei Metastasen... die Lunge tut sehr weh,also das Zeichen dafür das sie gehen... auf nimmer Wiedersehen.. ich möchte euch nicht mehr!!!! Heute ist schon die erste Blutabnahme in diesem Jahr und übermorgen steht die 15te Chemo an.. hoffentlich eine der letzten... meine Füße tun noch immer weh vom vielen laufen in Paris,deshalb lege ich noch kurz die Füße hoch bevor ich in den neuen Tag starte... bis später vielleicht. Drücke euch!!
03.01.2012
Liebes Tagebuch!
Es ist schon wieder soweit,morgen steht wieder die nächste Chemo an. Immerwieder wahnsinn. Eigentlich sollte ich mich dran gewöhnt haben, na ja.. hab ich ja auch.. das Chemozentrum ist mein zweites Zuhause und ich gehe wie selbstverständlich immer wieder zu diesem Ort.. trotzdem.. manchmal sitze ich dort und frage mich: wieso sitzt du eigentlich schon wieder hier? Und warum überhaupt? Was machen eigentlich andere in meinem Alter? Hmm... ein bisschen etwas anderes, würde ich sagen... ach ja... aber mal ehrlich.. ich möchte gar nicht das jemand anders es hätte und ich dafür nicht. Eine andere alleinerziehende Mutter oder eine andere junge Frau.. nein, dann lieber ich. Hört sich sicher jetzt so an, als würde ich mich hassen... nein, ganz bestimmt nicht! Aber ich wünsche es eben keinem!!! Diese Ungewissheit.. Unsicherheit... und den vernebelten Blick in die Zukunft! Das hat eben kein Mensch verdient. Aber man bekommt nur das Kreuz, was man auch tragen kann. Ich denke ich komme mit dieser Krankheit bis jetzt ganz gut klar. Ich denke, man muss es einfach akzeptieren und nicht danach fragen: warum ich? Bei der Frage "Warum Ich?" kommt doch eigentlich auch die Frage im Anschluss: "Warum nicht jemand anderes?" Und weil sich die zweite Frage für mich niemals stellen würde, stellt sich die erste auch nicht für mich! Es ist eben mein persönliches Kreuz, was ich zu tragen habe und meine lieben Angehörigen können es mir nicht abnehmen.. obwohl sie es sicherlich für einen Tag mal würden... es wäre für mich schrecklicher zu sehen, wie jemand den ich liebe diese Krankheit hätte, anstatt es selber zu haben.. aber ich glaube das erwähnte ich bereits. Heute hatte ich einen wunderschönen Tag mit meiner allerliebsten besten Kathi und den Kindern. Endlich, nach langer Zeit konnten wir mal wieder quatschen und hatten Zeit füreinander. Wir sprachen auch über einen Kinderwunsch, bzw. sie fragte mich, ob ich mir wirklich die Eierstöcke entfernen lassen müsste. Und wie es denn wäre, wenn ich Zehn Jahre gesund wäre, alles gut wäre, und ich dann doch noch einen Kinderwunsch hätte.. ich hätte dann nicht mehr die Chance auf ein Kind. Die Lage ist glasklar. Es ist verantwortungslos und viel zu risikoreich die Eierstöcke nicht raus nehmen zu lassen. Ich hatte es ja mal erwähnt warum. Aber das ist es nicht, was ich gerade sagen will.. sondern: Dadurch, das sie diese Frage stellte, machte mir klar, das sie daran glaubt, das ich wieder ganz gesund werde )) und das freut mich natürlich. Ich hoffe das ich ihr nicht die ganze Hoffnung nahm mit den Antworten die ich gab. Nein, ich denke nicht. Und es geht nicht darum, was in zehn Jahren ist. Es geht um das hier und jetzt. Ich kann auch überfahren werden... bei jedem von uns, kann es heute oder morgen vorbei sein. Deshalb mache ich aus jedem Tag das beste. Natürlich denke ich nicht jede Sekunde daran, aber meistens und ich bin mir bewusst darüber, das jeder Atemzug ein Geschenk ist. ICH LEBE!!!! ... was will ich denn mehr?
04.01.2012 Happy Birthday Sabrina
Liebes Tagebuch! So, nun mache ich einen Haken hinter die 15te. "Auf die Schulter klopf" ) hehe... ja echt, irgendwie bin ich schon stolz auf mich. "15 Stück" Wahnsinn... das ist echt viel. Und diese Chemo ohne meine Lieben war schon sehr anders. Wir waren nur zu fünft. 3 Ersterkrankte und 2 metastasierte (inkl. mir). Die Chemo selber lief wie immer und ich wurde schnell sehr müde, filzte kurz etwas und hab den Rest der Zeit geschlafen )) auch mal nett. Aber das allerschööönste war, das Teresa vorbeikam und mich besuchte ))) und ich bekam ein Geschenk von ihr, polnische Pralinen.. lecker Es war so schön sie zu sehen und zu sehen das es ihr jetzt Stück für Stück besser geht nach der Chemo und den Nebenwirkungen. Ich freute mich sehr.. und diese Freude hielt an... noch immer ist sie da, die Freude. Und als Teresa sich verabschiedete und sie aus der Tür ging, schaute ich aus dem Fenster und mich erfüllte eine große Freude. Ich blickte hinaus, sah den Wind und das viele frische Efeu was an der Hauswand hochwächst,die Äste der Bäume bewegten sich langsam und auch etwas Regen viel vom Himmel.. ich lächelte und mir kamen Tränen der Freude in die Augen, denn "ich lebe". Und ich bin sehr dankbar solche Menschen kennenzulernen, mich mit diesen Menschen verbunden zu fühlen also was macht so ein Krebs an der Stelle mit uns? Er bringt auch Menschen zusammen. Kann es denn etwas positiveres geben? Wenn man sich gegenseitig stärkt, sich zuhört und dem anderen Nahe ist? Und schon wieder, kann ich dem Krebs auch danken! Viele viele krebskranke können meine Einstellung nicht verstehen,leider. Denn ich wünschte ihnen, das sie auch etwas positives daran finden könnten. Ja, natürlich leiden wir. Haben Ängste, müssen körperlich und psychisch durch so manches Tal. Das kann ich nicht abstreiten und auch nicht schön reden. Aber trotzdem darf man den Blick auf das Wesentliche nicht verlieren, ich weiß, ich hab gut reden.. würden jetzt sicherlich so manche Menschen sagen. Das ist auch nicht mein Kopf der da spricht, sondern mein Herz.. meine Seele. Ich glaube, ich habe nach langer Zeit wieder zu mir gefunden. Und ich glaube, das der liebe Gott mir dieses Kreuz für dieses Ziel gegeben hat: meine Seele zu finden, mich selbst, mein tiefstes inneres. Was ist schon ein Körper? Was sind schon Metastasen?? Pe.. ich habe den allerstärksten auf meiner Seite.. den allergrößten.. und er kann alles. Also warum sollte "ich" Angst haben. Und sie Sicherheit, die wir alle suchen und uns wünschen, wo sollten wir sie finden, wenn nicht bei ihm, dem der uns geschaffen hat. Glaube versetzt Berge, sagte mal ein "nicht Gläubiger" zu mir. Und ich weiß, genauso ist es. Mich fragen die Leute: Woher nimmst du deine Kraft? Dann fragen sie mich: Warum hast du keine Angst? Genau beschreiben.. ich weiß nicht..kann ich das? Ich kann es nicht in Worte fassen.. dieses Gefühl. Ich habe einen WEG und ich habe ein ZIEL! .. vielleicht ist es genau das. Und ich weiß genau: wenn ich falle, falle ich in Gottes Hand. Also warum sollte ich Angst haben? Warum?
05.01.2012
Liebes Tagebuch! Und schon wieder geht das Leiden weiter... puuuuuhh... oh manno man. Durchfälle,Krämpfe und heftigste Lungenschmerzen. Mal Schüttelfrost,mal Hitzewellen... maaaaaaaaaan... wie blöd. Aber das bleibt wohl nicht aus, die letzten Metastasen sind wohl auch noch hartnäckig. Aber ich werde euch schon los verlasst euch drauf und ich widme mich lieber wieder der Freude,auch wenn es mir besch... geht. Denn ich freue mich meinen Geburtstag am Sonntag mit meiner engsten Familie nachzufeiern ganz in Ruhe bei Kaffee und Kuchen. An Weihnachten war echt viel Trubel und man hatte nicht so richtig Ruhe zum sprechen. Und mit jedem konnte man eh nicht sprechen, es sind einfach sehr viele und ich hab sie alle sehr lieb. Ohh mein Magen... ich mach mich lieber mal wieder auf, Richtung Toilette ... bis dann du treues Tagebuch
später am 05.01.2012
Liebes Tagebuch! Nun nach 3 Stunden Mittagschlaf,ausruhen und duschen geht es besser... aaaaahhh.. aufatmen. Freu! Mein Geschmacksinn hat sich nun entgültig verabschiedet und noch nicht mal ein Lutschbombom schmecke ich noch. Hmm... naja kommt ja alles bald wieder. Nun... ja.. was mach ich nun.. am frühen Abend also die Kinder ins Bett bringen und vielleicht was lesen vor dem Kamin, irgendwie bin ich sogar nun schon wieder zu schlapp zum schreiben. Also bis morgen.. oder die Tage.. Tschööö mit "ö"
10.01.2012
Liebes Tagebuch!
So langsam schwinden die Kräfte und jede Nebenwirkung wird extremer. Meine Finger- und Fußnägel schmerzen nun immer mehr und die Hände und Füße werden noch tauber, wobei ich dachte, kann es noch schlimmer werden? Ja es kann! Die Lunge schmerzt, das ist der Hammer... eine kleine Anstrengung... und ich wünschte, ich hätte einen anderen Körper, eine neue Lunge... äääähhhh... nun gut, wenn es die letzten Züge sind, dann schaff ich das auch noch. Mein Magen scheint auch nichts mehr zu vertragen und die Freundschaft zur Toilette wird dadurch natürlich gestärkt und gefestigt haha... Trotzdem hab ich immer was zu lachen, auch wenn ich gegen einen Schrank laufe, weil meine Füße nicht meine sind, sie sind wie abgestorben... ach ja.. so isset Nun werden meine Fingernägel so langsam auch rötlich, wie bei anderen Patienten und sie kribbeln extrem. Aber wie eine Frau gestern im Chemozentrum schon sagte: das geht alles vorbei! Ja ja.. diese Frau war gestern "nur" zum Port spülen da, und vorher, als die Patienten zum Port spülen noch nicht da waren, sagten "wir" metastasierten: wie schön wäre es mal wieder nur zum Port spülen zu kommen... ja ja.. nee, wir wollen nicht nur Kochsalz in den Körper, wir wollen die ganze Mittwochs-Ladung-Gift )) hahahaha.... und wir lachten... und ich dachte: das Lachen ist doch das Wichtigste und irgendwie ist es schön zu sehen wie wir weniger werden. Also nicht weniger im Sinne von, sie sterben.. nein! Weniger weil, einige fertig mit ihrer Chemotherapie sind. Wir sind am Mittwoch, also morgen, nur zu viert. WOW!!! So wenige waren es wohl noch nie... zumindest nicht mit mir. Aber es ist auch die Ruhe vor dem Sturm. Denn die Schwester sagte schon, das sicher bald wieder viele neu-erkrankte dazu kommen würden ... ja... es geht alles weiter... doch ich bin noch nicht ganz im Jahre 2012 angekommen. Manchmal ist noch immer alles so unrealistisch. Ich schaue auf 2011 und frage mich noch immer: wat is da schief gelaufen? Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet doch trotzdem, hab ich es bis hierher geschafft, und ich lebe. ICH LEBE!!! ... auch wenn es mit neuer Chemotherapie ist... ich lebe!!! Und noch immer steht meine Familie fest hinter mir. Was für ein Berg... ein Fels! Sie kamen Sonntag zu mir, zumindest die Meisten, und wir saßen ein wenig zusammen. Es war sehr schön. Als wir uns wieder verabschiedeten, hörte ich die Worte: wir hören voneinander... du hälst die Öhrchen weiter steif.. wir telefonieren... Worte, die mich noch immer begleiten. Denn, "du hälst die Öhrchen weiter steif", tja.. was sagt das? Das fragte ich mich. Es gibt mir das Gefühl, das sich auf mich verlassen wird.. und die Worte, "wir hören voneinander", tja... das geht eben auch nur, wenn ich weiter kämpfe und lebe, nicht aufgebe. Oft, wenn der Körper schmerzt, man die Organe spürt, wie sie kaputt gehen, dann... ja dann würde man oft gerne aufgeben und sagen: nöö.. keine Chemo mehr.. ich möchte wieder leben wie so viele andere auch.. doch das geht nicht! Aber ich kenne mein Ziel, und ich habe ein Ziel. Was wohl nicht jeder von sich behaupten kann. Und egal wie groß der Schmerz und das Leid ist, ich bin dankbar. Dankbar für so vieles. Nachts kann ich oft nicht schlafen, wie gerade auch, denn wir haben drei Uhr morgens. Und dann liege ich erst wach und denke nach... was mache ich jetzt? Kaffee? Flimmerkiste? Putzen? ..oder einfach nur atmen? Ich atme... spüre meine Lunge bei jedem Atemzug.. und bin dankbar für jede Sekunde. Und wie oft denke ich: ich bin da! Ich bin noch immer da! Mein Körper ist hier! Meine Seele! Und egal wie lange noch... ich bin jetzt hier.. ich lebe jetzt! Nur das zählt. Und die Dankbarkeit wird jeden Tag größer. Ich durfte 2011 viele Menschen kennenlernen, wiedertreffen.. Minuten des Glücks mit ihnen verbringen, doch auch Leid sah ich. Alles in allem, sah ich das Leben. Menschen wurden geboren, wie unser kleiner Nicki (03.02.11),Noah (30.12.11).. und Menschen haben uns verlassen, verließen diese Erde.. und noch immer sind ihre Spuren in unseren Herzen, und sie bleiben dort. So manche Träne ist geflossen, wegen Leid.. aber auch so manche Träne des Glücks. Und all das ist Leben, es gehört eben alles dazu. Doch an was erinnern wir uns am meisten? An das Leid? Oder an das Glück? Und was ist das Glück? Nun... ich komme immer wieder zu der Liebe! Sie umfasst alles. Wir leben nur durch sie. Und wir leben doch nur für sie, oder? Welcher Mensch sehnt sich nicht nach Liebe. Was hat das Leben für einen Sinn ohne Liebe. Ohne Freude? Und nur wer das Leid kennt, weiß die Freude und die Liebe zu schätzen.. das hörte ich mal. Und ich denke, es ist was wahres dran. So manch einer muss erst jemanden verlieren, um zu wissen, was er gehabt hat. Es wäre schön, wenn sich ein jeder über die Kostbarkeit einer jeden Minute im klaren wäre. Aber wer ist das schon? Und so kann man ja auch kaum leben. Denn es gibt Dinge, da sollte man nicht denken, sondern einfach mal machen... wie putzen )) Denn wenn ich beim Putzen an die Kostbarkeit einer jeden Minute denken würde... ich würde wohl alles stehen und liegen lassen und nach draussen gehen )) Nein, aber es wäre schön wenn die Menschen sich mehr freuen würden und weniger ärgern... sie ärgern sich doch meistens über andere, dabei sind sie selbst es... sie versauen sich selbst alles. Also: Mach die Augen auf, Mensch, und schau was DU hast!
Mein schönstes Erlebnis gestern war:
Ich stand an der Ampel, saß im Auto, und blickte nach links... zu einer anderen Frau im Auto. Sie lächelte mich sofort an, und ich lächelte zurück. Ich hab sie vorher noch nie in meinem Leben gesehen, doch sie lächelte. Sonst bin ich immer die Jenige die lächelt... und meistens kommt kein Lächeln zurück. Denn die Menschen kennen es nicht, eine fremde Person einfach an zu lächeln. Doch im Krankenhaus ist oft alles anders. Dort ist oft das richtige Leid. Dort werden sich die Menschen oft über das Leben bewusst, sehen auch mal ein Leid was schlimmer ist als ihr eigenes und denken drüber nach. Und dort kommt ein Lächeln oft anders als beim Einkaufen. Dort ist ein Lächeln oft wie ein Atemzug. Sie werden kurz aus der Trauer gerissen und fühlen sich vielleicht in diesem Moment verstanden oder umarmt, und wenn es nur eine Sekunde ist, wo man nur kurz aufatmet... und lächelt
So... nun steht morgen die 16te Chemo an. Boar.. 16! Und die Frage kommt nun näher, was ist passiert? Sind die letzten Metastasen auf dem Heimweg? Werde ich gesund? Tja, gesund ist ein großes Wort. Man sagt ja, ich wäre unheilbar. Ist das so? Ich bin gespannt wie es weitergeht. Nun werde ich mit meinen 3,3 Leukos den letzten Tag vor der Chemo soweit es geht geniessen und kann denke ich jetzt um 04.45Uhr morgens den ersten Kaffee aufsetzen Ich wünsche allen einen wundervollen Tag. Eure Sandi
11.01.2012 Happy Birthday mein Schatz!
Liebes Tagebuch! Jaaaa... ich muss sagen, ich bin stolz auf mich (auf die Schulter klopf). Die 16te ist geschafft. Der Abend bricht nun an und ich merke schon die Bewegung im Darm. Aaaalso schreib ich morgen oder die Tage weiter... ich hoffe es wird nicht all zu schlimm. LG Sandi
P.S.: Bin ganz schön PLATT ;(
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