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sandibalandi.de.tl - Tagebuch 35
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25.11.2012 Typisierung in Essen in der Weststadthalle
"In Memory of Anke"
Benefizkonzert mit kurzem kleinen Auftritt....
Bereits diesen Sonntag morgen war ich sehr aufgeregt, überlegte ob ich auch alles gewaschen hab, alles erledigt hab, schaute immerwieder bei Facebook rein um zu sehen, wer denn schon in der Weststadthalle in Essen ist... Da es Sonntag war, war mein erster Gang natürlich in den Gottesdienst. Dort dachte ich zwar auch viel an die Veranstaltung, aber mehr daran, warum sie eigentlich stattfindet und ins Leben gerufen wurde... Sondern weil ein Leben hier auf Erden zuende gehen musste Das Leben einer jungen Mutter. Das Leben von Anke Kühlmorgen, 35 Jahre jung... Sie starb an Leukämie. Ihre Freunde und Familie suchten bereits eifrig nach einem Stammzellenspender/in als sie noch gegen die Leukämie in ihrem Körper kämpfte. Doch leider kam jede Hilfe für sie zu spät und sie verstarb im vergangenen September R.I.P. Anke
Jedoch war es ihr Wunsch, das weiter gegen diese Krankheit gekämpft wird und soviele Menschen wie nur möglich typisiert werden (Info's unter www.dkms.de) um somit Leben zu retten. Ihre Freunde, Familie und eine große Gruppe bei Facebook "Hilfe für Anke" wollten ihren Wunsch erfüllen und Menschen helfen, die noch immer gegen die Leukämie/Blutkrebs kämpfen.
Kurz vor Anke's Beerdigung, wurde ich in diese Gruppe aufgenommen. Sehr froh und dankbar war ich für diese Aufnahme, denn diese Gruppe ist wie keine andere Dort sind ganz besondere Menschen drin, die Helfen wollen, Mitfühlen, die mit Anpacken, die ihr Letztes für ein Menschenleben geben....
Man stieß auf meine Homepage und man fragte mich, ob ich nicht auf der Bühne eine Art Interview geben würde... Natürlich sagte ich "Ja". Deshalb auch die Aufregung, denn ich dachte wirklich, ich würde mir auf der Bühne in meine Strumpfhose pinkeln haha... deshalb war auch in meinem Täschchen die Ersatzstrumpfhose, die ich kurz vorher noch aus dem Trockner geholt hab Nun gut. Aber erstmal saß ich morgens im Gottesdienst und dachte an Anke, hatte mich besonders mit ihr verbunden und dachte und betete auch für ihre Familie und Freunde.
Nach dem Gottesdienst wurde ich noch nervöser... Und als ich in Wuppertal bei meinen Freunden ankam, war ich total hibbelig, sodas man leicht angespannt bei mir im Auto saß Und als wir endlich einen Parkplatz ergattert haben war es endlich soweit und wir konnten in Richtung Weststadthalle gehen. Einen Augenblick unterhielten wir uns mit einer jungen Frau, die Spenden für die Typisierung sammelte... Und plötzlich hielt ein kleines rotes Auto an und rief: Hey Frau Balandi.... Ich schaute und sah zwei ganz liebe Freunde Ich freute mich soooooo seeeeeeeeeehr. Sie kamen extra um sich typisieren zu lassen und um meinen Auftritt zu sehen. Und als wir in die Halle kamen, erkannte ich einige aus der Gruppe und wir drückten uns herzlich Das war schon ein wirklich tolles Gefühl, jemanden zu drücken, den man eigentlich noch nie gesehen hat, der aber in die gleiche Richtung wie du denkt und fühlt. Einige hatten mein Tagebuch gelesen, einige kannten nur etwas davon oder nur die erste Seite... egal was sie bereits kannten, egal wo sie herkamen, egal ob gesund oder krank, an diesem Tag waren wir wie Freunde die sich schon ewig kennen, wie Familienmitglieder, die sich lange nicht gesehen haben, wie Menschen die miteinander verbunden sind... Alle ein Ziel : Menschenleben retten!!! Und das im Gedenken an Anke!!!
Und als wir in der Halle waren, wo auch die Bühne stand, die Tatowierer für den guten Zweck arbeiteten und dort die ersten Worte ins Mikro gesprochen wurden, fühlte ich mich wie Zuhause Ja, irgendwie komisch, aber irgendwie heimisch... :/ hmm... und das in Essen??? :o Dort wo einmal einige meiner Rippen zerstört worden sind? Dort wo ich als Jugendliche immer Angst hatte? Dort wo ich einer Vergewaltigung mal ganz nah war ? Oh ja, in Essen ist in meinem Leben noch nie etwas gutes passiert, es sei denn der Zug kam pünktlich und die Türen gingen schnell zu... Das ich mich dann dabei gut fühlen könnte, war schon fast ein Wunder, aber diese schlechten Erinnerungen kamen nicht ein einziges Mal nach oben... Vielleicht durch diese vielen lieben Menschen die mich dort umgeben haben. Ich bekam Geschenke, Respekt, Zuspruch und Anerkennung... überwältigend!!!
An meinen kleinen Auftritt dachte ich gar nicht. Ich war total entspannt und schaute von oben auf die Bühne herab. Dann hörte ich: Wo ist denn die Band die jetzt dran wäre??? Und ganz plötzlich hatte ich das Gefühl, das ich jetzt schon dran wäre... und genauso war es auch. Der Partybiker Frank musste kurzfristig dat Programm ändern und er begann von mir zu erzählen. Gleich ging ich in Richtung Treppe, eigentlich viel zu schnell zack zack die Treppe runter und schwups stand ich schon auf der Bühne, wo ich niemanden sehen konnte, bis auf gaaaaaaaaanz viiiiiiiiiel Licht. Licht Licht Licht.... Geblendet und etwas verwirrt hörte ich Frank zu wie er begann kurz ein paar Worte zu meinem Tagebuch und meiner Geschichte zu sagen, er wusste nicht viel darüber und er bat mich darüber zu erzählen... Im ersten Moment dachte ich "aaaaaahhhh... ich dachte es wäre anders... " Wie Sandi???? Watt soll denn anders sein ? Sonst unterhältst du das Chemozentrum und dort bringst du sehr kranke Menschen zum lächeln... wieso machste dir denn gez ins Hemd, in dem Fall die Strumpfhose ? Tja, ich fing an zu erzählen. Wie das Tagebuch entstand, so manches was die Ärzte zu mir sagten und... tja, was und ? Irgendwie weiß ich gar nicht mehr so wirklich, wat ich eigentlich so erzählt hab... Ich weiß nur im Nachhinein, wollte ich den Menschen Mut machen und ihnen zusprechen, das man nicht immer an Krebs sterben muss, das man nicht immer den Ärzten Glauben schenken muss, das es lohnt zu Kämpfen, das ich mehr als 30 Chemo's hinter mir hab und ich trotzdem bei jeder Lachen konnte und immernoch lachen kann, auch wenn ich mich wie ein Krüppel fühle und nun mit 31 in Rente und 100% Schwerstbehindert bin
(Copy @ AK-Eventfotos Annette Koch)
... doch irgendwie ging alles so schnell...
t-photo - Tom Backhaus
Doch durch die Menschen die mich danach ansprachen, die mich in den Arm nahmen und mir auf die Schulter klopften, merkte ich, das etwas angekommen war.... Und wie soll ich denn auch das, was ich über ein Jahr lang erlebt hab, in kurzen Sätzen erzählen ? Komische Vorstellung hat dat Balandi da gehabt. Wat hab ich mir danach nen Kopf gemacht, über das was ich alles falsch gemacht hab... Doch im Ende, tja, im Ende weiß ich, meinen Weg bin ich immer geradeaus gegangen und werde ich weiter gehen. Aber das mit noch mehr lieber Menschen, mit noch mehr Kraft und Mut, mit noch mehr Freude und Zuversicht. Aber vor allen Dingen BERUHIGT!!!
Beruhigt weil ich Anke's Freunde und Familie gesehen hab. Denn oft mache ich mir Gedanken darüber, was mit meinen Jungs wäre, wenn mir etwas passieren würde. Und ich würde mir für meine Jungs so eine Familie und solche Freunde wünschen, wie Anke sie hat. Sie waren dort eine Einheit. Ich sah ihre Kinder. Die Kinder, die immer das Wichtigste im Leben einer Mutter sind! Deshalb konnte ich oft den Blick nicht woandershin wenden. Und ich war so beruhigt und froh, das ich sie lachen gesehen hab. Das ich gesehen hab, das sie trotzdem noch Kinder sind, das sie trotzdem geliebt und umsorgt werden... Natürlich wird niemand ihre geliebte Mutter ersetzen können und dieser Platz im Herzen wird nur ihre Mama haben, doch das Leben geht weiter... So schwer es auch ist, aber es geht weiter. Und das Wichtigste ist doch, das man nicht vergessen wird. Denn so lebt man in den Menschen weiter die einen lieben. Denn man stirbt erst, wenn niemand mehr an einen denkt.
Ich kann mich unendlich dankbar schätzen für die Freunde und die Familie die ich hab... Und wenn alle Menschen so wären, wie auf diesem Event, dann wäre die Welt eine andere
Doch ein jeder von uns kann dafür nur sein Bestes geben. Ein jeder von uns kann dabei nur auf sich schauen und nicht auf den anderen. Man selbst sollte Vorbild sein und sich fragen, wie soll der andere mir begegnen? Was kann ich tun, damit ich ein wahrer Freund sein kann ? Wie mache ich ihm/ihr eine Freude ? Wie begegne ich den Menschen, das sie mir so begegnen ?
Da fällt mir ein, das ich an dem Morgen, dem Sonntagmorgen, so halb vor einer Garage geparkt habe, als wir in den Gottesdienst gingen. Nach dem Gottesdienst saßen meine Kinder bereits im Auto und zeigten mir DIN A4 Blatt, das außen am Scheibenwischer befestigt gewesen war. Drauf stand: Stellen sie sich nächste Woche doch gleich VOR die Garage!!! Ich lächelte und dachte: Mei, ist das nen netter Meine Kinder fragten mich: Warum hat der das geschrieben? Und ich sagte: Dieser Mensch ist sooo nett, das er uns sagt, das wir nächste Woche direkt vor seiner Garage parken dürfen.... Dann kam mir die Idee, nächste Woche etwas früher zum Gottesdienst zu fahren und diesem Menschen einen Strauß Blumen als Dankeschön vorbeizubringen. Ich stellte mir sein Gesicht vor... Es könnte sein, das er wütend sein wird... Aber ich denke, wenn ich lächle und ihm aus ganzem Herzen dafür danke, na ja.... dann wird er sicherlich auch lächeln... oder? ;) Zumindest ist es ein Versuch wert!!!
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