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sandibalandi.de.tl - Tagebuch 34


19.11.2012
Liebes Tagebuch!
Also ich kann sagen, dieses Wochenende hab ich nicht sehr sinnvoll genutzt  Ich schaute den Film "Beim Leben meiner Schwester" und sah ihn zum ersten Mal mit anderen Augen. Dann, einen Tag später, schaute ich "Seite an Seite" und auch das war nicht gut für mein Inneres.... Bei beiden Filmen geht es um Menschen die an Krebs sterben, die eine oder mehrere Chemo's machen und es trotzdem nicht schaffen. Sonst schaute ich diese Filme und hatte es nie auf mich bezogen weil ich nicht daran geglaubt habe, das ich daran sterben könnte. Vielleicht hätte ich anders gedacht, mich mit anderen Dingen beschäftigt, wenn ich am Freitag bereits gewusst hätte, was für eine Chemo für mich angedacht ist. Dann hätte ich mich eher mit der Chemo beschäftigt und dem neuen Weg, als über meinen Gendefekt zu grübeln. Nachdem ich also diese Filme an zwei Tagen schaute, googelte ich im Netz, suchte Informationen über diese Studie an der ich 2013 teilnehmen darf und wollte alles über diesen Wirkstoff wissen. In letzter Zeit kam ich zu einigen Seiten, wo auch Tagebuch geschrieben wurde, wo ein Weg erzählt wird... Leider stieß ich auch auf eine Seite, die mir den Rest der schlechten Gedanken gab. Und zwar erzählte eine Frau von ihrer Brustkrebs-Erkrankung, sie bekam die Diagnose 2009. Dann bekam sie die TAC, die ich auch als erstes bekam, sie hatte einen kleineren Tumor wie ich, aber die gleiche Art. Die Brust wurde auch ihr entfernt und sie bekam Bestrahlung. Der Weg ging genauso weiter wie bei mir. Die Rückschläge, die Zeitabstände, die Chemo's, die Blutwerte, alles war identisch... Nun ist sie bereits ein Jahr tot Und ihr letzter Eintrag war zwei Tage vor ihrem Tod. Es war schockierend. Dann musste ich mehr über mein Gen herausfinden, das BRCA1. Ich fand heraus das es viele meiner Fälle gibt. Dieses Gen ist sehr sehr stark und es wird viel Hoffnung in diesen Wirkstoff gelegt... Andererseits hab ich später dann gelesen, das die Hoffnung langsam schwindet... Und wieder einmal das große Zeichen, das ich das Internet in der Hinsicht meiden sollte und mich nur mit mir beschäftigen sollte. Ich sollte in den Wald. Ich sollte mit meinen Jungs schöne Dinge tun, schöne Dinge sehen und vielleicht fange ich wieder an zu malen, dachte ich gerade so. Ja, warum denn nicht? Beim Malen bin ich immer ganz versunken und ganz bei mir Diese Ungewissheit wann es nun losgeht und welche Chemo kommt, wird langsam etwas... tja, wie drücke ich es aus? Ich schwebe in der Luft, so fühlt es sich an... Und ich will es endlich meinen Jungs sagen, ich mag es nicht wenn ich nicht mit ihnen drüber reden kann  Natürlich würde ich ihnen lieber etwas anderes sagen, aber zu dieser besch**** Nachricht werde ich wie immer zu ihnen sagen: "Aber ihr könnt euch drauf verlassen, das ich niemals aufgeben werde. Mama wird immer kämpfen. Denn ihr seit das Wichtigste auf der Welt. Ihr seit meine große Liebe!" Ich denke dieses Mal werden andere Fragen kommen. Sie sind nun größer, begreifen mehr und ihre Angst wird zunehmen...  Das macht mir natürlich große Sorgen, meine Kinder. Und es macht mich wütend, das sie das schon wieder durchstehen müssen. Jedoch hilft diese Wut mir beim Kämpfen. Diese Wut lässt meine  Fäuste zu Stahl werden und mich meine Rüstung anziehen. 

"Du hast es immernoch nicht verstanden Krebs ? OK. Wer nicht hören will, muss fühlen! Du hast dir die Falsche ausgesucht du Penner"

Ich werde nun alle guten Zellen, die noch übrig sind, aktivieren.... Die werden dich platt machen du Sau.... Huch, was für eine Ausdrucksweise Entschuldigung... Aber mittlerweile denke ich, ich muss so mit ihm reden damit er es endlich versteht. Und es muss doch ein Mittel gegen dieses Gen geben! Es muss! Und bis dieses Mittel zu mir kommt, muss ich alles andere versuchen. Jede Axt, jeder Pfeil, jedes Gift wird zum Einsatz kommen... Isch mach disch PLATT, du hast bei mir nix verloren!!!

Ok... durchatmen. Was ist nun der nächste Schritt ? Wie so oft Frage ich mich, was sollte ich nun tun und was muss ich jetzt tun ? Bis auf "zum Elternsprechtag gehen" und "Pakete zur Post bringen", "Essen kochen" etc. Jedoch, kann ich nicht mehr viel mit dem Arm. Ich kann froh sein das der Schmerz gerade einigermaßen erträglich ist, das ich hier tippen kann. Denn sie Metastasen unterm Arm wachsen, der Arm wird dicker und schmerzt. Nicht einmal eine Tasse kann ich damit noch tragen... Also wäre mein erster Weg heute eigentlich zur Krankenkasse, um dort einen Antrag für eine Haushaltshilfe zu holen... danach zur Ärztin um es ausfüllen zu lassen... Und das würde mal wieder bedeuten, das ich Auto fahren muss, tanken muss, parken, Parkticket ziehen, mit Menschen sprechen wo ich grade gar nicht mit sprechen möchte...... hmm.... Besser wird der Arm nicht werden, das ist klar, also auf auf Sandi, du musst!!!!  Aber ich will doch nich. Doch du musst!!! Wieder einmal kämpfen Engel und Teufel auf der Schulter gegeneinander..... Und oft kommt der innere Schweinehund noch dazu... aaahhhh....?!?!? Oooh mein Kopf sagt mir natürlich was vernünftig wäre, doch mein Körper sagt: Ich kann nicht, das tut so weh.... Boar, kann ma einer nen Machtwort sprechen!!! Huhu.... ich spreche nun, deine Seele: Lass dir ein Bad ein und denke in Ruhe über alles nach. Dein Körper kommt zur Ruhe und du kannst dir einen Plan schmieden, du aktivierst die guten Zellen für den Kampf und freust dich auf alles schöne was kommt  Oh super!!! Danke Die Seele ist doch echt der beste Ratgeber. Sollte ich öfters drauf hören
Na dann bis später :*




 
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