Liebes Tagebuch! Heute ist Dienstag der 9. Juni. Seit gestern morgen hab ich unsagbare Schmerzen in der Schulter, dem Hals und dem Kopf. Dazu noch Herzrasen und innerliche Unruhe und Beklemmungen. Als ich heute früh schon wieder so aufwachte, machte das mir doch ganz schön Angst. Angst das das Mistvieh von Tumor/Metastase sich im Kopf ausbreitet und das es am Knochen weiterfrisst. Das ich den Krebs nicht stoppen kann, das weiß ich mittlerweile. Es mag Menschen gegeben haben, die eine Reise durch ihren Körper machten, mit dem Journey Prozess, und sie waren danach geheilt... Oder das es Menschen gibt, die mit ihren Selbstheilungskräften den Krebs besiegten... Streite ich nicht ab... Aber ich habe die letzten Jahre viel gesehen und durchlebt. Ich weiß einfach, das es Schicksal ist. Der eine hat eben Pech und der andere nicht. Und die Frage "Warum" , brauche ich hier nicht zu stellen. Die wird mir hier keiner beantworten können. Ich hoffe nur, das ich nicht qualvoll sterben muss, doch ich denke, das muss man in einem Hospiz nicht. Es gibt Mittel und Wege, womit der Mensch einfach friedlich einschläft. Ich hoffe es für mich. Schon wahnsinn..... Immer hatte ich Hoffnung. Soooo große Hoffnung, und nun? Nie hätte ich gedacht, das ich über das Sterben, mein Sterben, so nachdenken würde. Angst vor dem Tod hab ich nicht, denn ich weiß wohin es dann geht. Doch nun bin ich an einem Punkt, wo ich noch ein paar schöne Momente aufsaugen und erleben will. Meine Kinder besuchen mich hier mit dem Fahrrad und laufen hier wie selbstverständlich rein und raus. Das ist sooo toll. Denn im Krankenhaus war es ganz anders. Da spürte man, das sie sich unwohl fühlen und Angst haben. Deshalb ist es so toll, das es ein Hospiz gibt. Alle Menschen die hier arbeiten, tun es mit dem Herzen und mit Liebe. Und das verspüren die Kinder. Ausserdem ist mein Zimmer mit meinen Dingen eingerichtet. Hier hängt ein gefilzter Kranz von mir, es sind immer frische Blumen da, wie daheim, rote Decken mit weißen Punkten liegen auf den Stühlen, Bilder meiner Kinder hängen an den Wänden, und viele andere bunte Dinge die mit mir verbinden, liegen oder stehen hier rum. So das es wohnlich und gemütlich erscheint. Viel wärmer als ein Krankenhauszimmer. Vor ein paar Tagen bekam ich sogar ein Privatkonzert in meinem Zimmer. Freunde von mir kamen mich besuchen und plötzlich kam da noch jemand mit, mit Gitarre. Mir fiel alles aus dem Gesicht. Mit dieser Überraschung hatte ich nicht gerechnet. Kieron spielte drei Lieder aus seinem neuen Soloalbum und danach wünschte ich mir noch das Lied "Halleluja", was oft auch bei Hochzeiten vorgetragen wird. Es war ein Genuss ihm zuzuhören. Ich wollte immer mal auf ein Konzert von ihm, doch ich war immer zu schwach oder zu krank. Nun kam das Konzert zu mir
so ein Wahnsinn. Aber noch mehr der Wahnsinn sind doch, solche Freunde zu haben
das sie sich überlegen, was mir noch eine Freude machen könnte.... Es ist schön zu wissen, das es solch gute Menschen auf der Welt gibt.