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sandibalandi.de.tl - Tagebuch 69
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18.03.2014
Liebes Tagebuch!
Wow.. das war die längste Zeit das ich kein Tagebuch mehr geschrieben hab. Und ich muss erstmal überlegen was so passierte. Alsoooo.... Im Moment läuft ja die Carboplatin und die Paclitaxel wöchentlich. Bekommen hab ich sie nun zweimal und das dritte Mal ist Jetzt in diesem Moment. Denn zum ersten Mal schreibe ich Tagebuch bei der Chemo, mit dem Laptop meiner Schwester Echt cool, die allerbeste Ablenkung. Ich merke zwar das sich die Dame neben mir mit mir unterhalten möchte, doch das möchte ich heute nicht. Heute darf ich mich mal ablenken und Tagebuch schreiben. Man was geniess ich das grad. Meine Freundin die hier arbeitet, also im Haus, brachte mir grad nen Latte Machiato und ein Croissant Bin also bestens versorgt. Doch leider wird die Dame neben mir immer nervöser und ich rede vllt doch kurz mit ihr...
So. Gesagt getan. Jetzt lächelt sie wieder
Aber ich will gar nicht über die Krankheit oder das Chemozentrum schreiben...
Lieber von etwas Schönem. Vor zwei Tagen heiratete mein geliebter Bruder und natürlich waren wir schon vorher total aufgeregt. Ich sagte die Chemo die Tage vorher ab, damit ich auch dabeisein konnte. Familienbesuch aus Schleswig-Holstein war dafür extra angereist. Wochen vorher trafen wir uns öfters und meine Schwester zeigte dem Brautpaar die Schritte des Wiener Walzers, damit sie einen schönen Hochzeitstanz darbieten konnten. Die Proben waren sehr lustig und auch diese Zeit schweißte uns auf besondere Art zusammen. Auch da bestätigte uns mal wieder, das das genau die richtige Frau für unseren Manuel ist. Sie ist wie ein Engel. An dieser Ehe, bzw. bei dieser Beziehung sieht man, das man nicht aufgeben darf und es regelmäßiges Arbeiten ist, eine Beziehung zu festigen. Es gab auch bei ihnen Tage wo man dachte " dat kann doch nicht klappen" , doch sie gaben nicht auf und jeder ging auf den anderen zu und wollte ihn erfreuen, der Wille war so groß, das es zwischen ihnen klappt und die Liebe erträgt eben alles und sie schafft alles. Wir konnten uns keine bessere an seiner Seite vorstellen.
Das was ich bei ihrer Hochzeit nie vergessen werde, sind diese schönen Augenbicke und ihr Strahlen. Man konnte die Liebe in ihren Augen sehen und das sie überglücklich zusammen sind. Wir wussten alle, das wir nicht lange feiern können, denn um 18 Uhr war Verabschieden angesagt und das Brautpaar musste sich zum Flughafen begeben, um den Flug in ihre Flitterwochen zu bekommen. Und ich war so stolz und glücklich das ich sie zum Flughafen fahren durfte.
Der Hochzeitstanz war bezaubernd. Es wurde auf das Lied von "drei Haselnüsse für Aschenbrödel" getanzt. Sie strahlten sich so sehr an, das war so herrlich. Und als es kurz vor 18 Uhr war, verabschiedeten sich die beiden kurz, das sie sich nun umziehen und dann noch kurz Tschüss sagen... Das Umziehen war sehr witzig, Bräutigam in der Männertoilette und Braut in der Damentoilette. Immer wieder ging abwechselt die Türe auf und es wurde ausgetauscht. " Hier der Gürtel" / " Hier das Strumpfband" / "Ich brauch meine Jeans" / "Wo sind meine Schuhe" etc. haha.... Sie hatten sich mit den Klamotten nicht abgesprochen, aber sie kamen beide in Jeans und Lederjacke. Dann wurde nochmal kurz getanzt, das romantische Lied lief wieder und sie strahlten und freuten sich schon auf ihre Reise und die Flitterwochen auf den Malediven. <3
Wir gingen durch die Menge (durch die Gäste) alle verabschiedeten sich und es ging los zum Flughafen. Auch im Auto waren sie so süss. Sie waren von allem begeistert und freuten sich ... Aber mein Highlight war, nicht nur der Hochzeitstanz, sondern auch sie am Flughafen mit ihrem Gepäck zu sehen. Sie gingen Hand in Hand mit ihren Koffern rein in den Flughafen und schauten sich so voller Liebe an <3 unglaublich schön. Ich war so glücklich das ich diesen Moment miterleben durfte. Und das gibt mir Kraft weiterzumachen. Ich nehme jetzt immer mein Handy mit und schaue mir das Video immer wieder an. Mir kullern dann vor Freude die Tränen die Wangen hinunter. Momente die einem Kraft geben. Es ging mir gut an dem Tag und darüber bin ich sehr froh und dankbar.
Nun sitzt hier noch eine Patientin mehr. Sie ist schon 87 und freut sich ihres Lebens. Sie sagte das sie seit 2002 hier Dauergast sei. Und dann kamen solche Sprüche von ihr wie: och, dat lohnt sich nicht mehr bei mir, ich bin ja schon 87.
Ich sitze immernoch mit dem ersten Beutel Paclitaxel da... Tröpfen für Tröpfchen und der Krebs kriegt wieder einen aufm Deckel.
Nun kam gerade eine Dame, die ich schon vom ersten Tag hier kenne. Und auch sie ist immernoch da. Aber sie stand gerade ganz traurig vor mir, weil sie schon wieder Chemo kriegt und sie sich wieder von ihren Haaren verabschieden muss. Sie sagte das die Ärzte ihr sagten, das die nächste Chemo nur noch lebensverlängernt wäre. Diese macht sie auch nur wgen der Schmerzen, sagte sie
Diesmal bemerke ich an mir, das ich nicht lange darüber nachdenken will und eher realistisch drüber denke. Diese Frau sagte auch einmal zu mir: Ich will zwar leben, aber nicht um jeden Preis. Das beeindruckte mich. Doch sowas kann man auch nur sagen, glaube ich , wenn man keinen mehr hat, der einen braucht. Also ist es von Mensch zu Mensch verschieden, der eine hat kleine Kinder und hat diese immer vor Augen, der andere hat einen meckernden Ehemann neben sich, dem es auf den Keks geht, wenn die Frau von ihren Nebenwirkungen erzählt. Dann gibt es aber auch eine Frau, die stand kurz vor der Rente, Kinder sind wohl auf und schon erwachsen, nun dachte dieses süße Ehepaar "jetzt können wir reisen" aber dann kam der Krebs und die Chemotherapien. Doch auch sie lässt sich vom Krebs nicht alles kaputt machen. Sie reisen trotzdem, nur zu den Zeiten wo es ihr einigermaßen gut geht. Und dort sieht man einen umsorgenden und mitfühlenden Ehemann (der auch noch wahnsinnig gut aussieht) und er steht ihr immer zur Seite. Wundervoll wenn man auf viele Jahre schaue kann die erfüllt von Liebe waren. Und auch jetzt noch schauen sie gemeinsam nach vorn. Es ist schön wenn man die Schätze und Wunder hier auch sieht die geschehen. Gerade verabschiedete sich auch die letzte die fertig war mit ihrer Chemo. Sie hatte heute Bergfest und schaute positiv nach vorn. Und am Ende sagte sie und ihre Begleiterin zu mir: Sie haben mich wirklich beeindruckt. Sie sind ein wirkliches WUNDER! Das waren die Engel die mir der liebe Gott für heute schickte. Die Engel die mir sagten: Mach weiter so kraftvoll weiter. Das war das Zeichen dafür, das auch ich nicht vergessen darf, das ich ein WUNDER bin, weil ich alle Prognose überlebt hab.. Doch es gibt auch Tage wo man denkt: Hört das wirklich irgendwann mal auf oder ist das die Aufgabe meines Lebens. Manches Mal wenn ich hier die Leute motivieren kann und ihnen die Angst nehmen kann, dann denke ich wieder: Dafür war es gut das du hier warst. Vielleicht hat dich Gott auf diesen Platz gesetzt. Aber Kindern immer wieder zu erklären, das wir dem lieben Gott vertrauen müssen und unser bestes dazu geben müssen, ist nicht immer einfach... ganz im Gegenteil.
Man watt macht mich dat Cortison wieder hungrig, ich könnte doch glatt den Beistelltisch anknabbern... Was ess ich denn gleich? Ne PC Schranke wär watt... Aber Grünkohl wäre auch ne feine Sache... Oder ich setz mich gleich einfach in den Kühlschrank und zieh da mit Wärmflasche ein.
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