Liebes Tagebuch! Heute ist Montag der 15. Juli. Wieder beginnt eine Woche im Bett, im Hospiz. Mittlerweile kenne ich sogut wie alle hier und fühle mich wirklich gut aufgehoben. Und ich werde immernoch vom palliativ Team betreut, die mich auch schon daheim versorgt haben. Also alles bekannte Gesichter, man dutzt sich und mag sich. Letztes Jahr durfte ich bereits eine Frau von den Ehrenamtlichen dieses Hospizes hier kennenlernen. Durch sie lerne und erfahre ich viel über den Tod und das Sterben hier, und über das große Abschiednehmen. Und sie sagt, sie ist dankbar, das sie unsere Familie kennenlernen durfte und sie auch an sehr privaten Gesprächen von uns teilhaben darf. Gestern besuchte sie mich und wir quatschten drei Stunden lang. In diesem Gespräch machte sie mir bewusst, das ich manchmal zu ehrlich und zu krass bin. Ich war erschrocken über mich. Denn eigentlich war ich schon lange nicht mehr so, leider war ich krass als ich soviel Kortison nach der Hirn-OP bekam. Da fehlte mir Wochen an Schlaf und ich war aufgedreht, gemein, ungerecht und krass. Leider gerade gegenüber der Menschen, die ich am meisten liebe. Als ich gestern erfuhr, das ich wieder so war, wurde ich sehr traurig und musste weinen. Ich überlegte wem ich alles in meinem Leben alles verletzt hab... Dann wurde ich noch trauriger, denn ich kann die Zeit nicht zurückdrehen und es besser machen. Ich kann nur hoffen das mir verziehen wird und ich selbst auch verzeihen kann. Man fragt sich nun bestimmt, was hast du denn getan als du zu krass warst. Ein Beispiel: ich habe unterm Arm immer einen Keil liegen, den machte mir mein Expartner aus Schaumstoff, denn mein Arm muss immer hochgelagert werden. Nun war der Keil verrutscht und ich wollte ihn mit meiner gesunden Hand wieder richtig legen. Was sehr schwierig nur mit einem Arm ist. Meine Schwester sah das und wollte mir helfen. Natürlich weiß sie nicht wie es liegen muss und ich wurde ungeduldig und riss es ihr aus der Hand. Sie wollte nur helfen und ich reagiere wie ein Vollar....... loch
Ich schrieb ihr dann gestern eine lange Nachricht, wodrin ich mich entschuldigte. Nun will ich besser darauf acht geben was ich tue und sage. Es war für mich in dem Moment überhaupt nicht böse gemeint, doch es kam verletzend rüber. Aber meine Schwester und auch meine Schwägerin, die gerade zu Besuch da waren, erklärten mir, das sie es verstehen würden.... Das sie ja sehen, das ich oft starke Schmerzen habe und ich deshalb auch mal krass sein könnte. Also hat man mir verziehen, darüber bin ich sehr dankbar. Nun muss ich mir selbst nur noch verzeihen, was manchmal sogar schwerer ist, als anders herum. Mein Arm und meine Hand sind bei der Hitze noch fetter und die Haut brennt als würde sie jeden Moment platzen
Heute morgen hab ich dann einen Abschiedsbrief für meinen geliebten Bruder geschrieben. Nun hab ich schon einige Briefe fertig, jedoch möchte ich für die Jungs für jeden Geburtstag einen Brief schreiben. Für die nächsten Geburtstage hab ich sie fertig, doch ich hoffe ich schaffe noch ein paar mehr. Liebes Tagebuch! Heute ist Dienstag der 16. Juni. Die Nacht war bis vier Uhr morgens noch ok und dann kamen wahnsinnig starke Schmerzen, kaum auszuhalten. Ich bekam zweimal einen extra Bolus Morphium und es brachte nichts, dann bekam ich eine Tavor Tablette und Dormicum als Infusion angehangen, und endlich ging der Schmerz und ich konnte noch etwas schlafen. Aber die Träume die ich dann habe, sind so schrecklich. Ich träume immer wieder das ich meine Kinder alleine lasse
oder ich träume das die Nachbarin meinen Kindern etwas antut. Logisch das ich dann schweißgebadet und total nervös aufwache. Verbandswechsel lief heute sehr gut und die Wunde unterm Arm sieht immernoch gut aus. Heute und gestern bekam ich Pakete die mich erfreuen sollten und das haben sie
Ein Paket war voller Süßigkeiten und einer Karte die Musik spielt, auch ein Bild wo ich als Pippi Langstrumpf drauf bin wurde mitgeschickt. Das andere Paket war wie ein Kindergeburtstagspaket. Bunte Luftballons, eine süße Handpuppe, eine Pippi Langstrumpf karte, Süßigkeiten und Seifenblasen, da werden sich die Kinder freuen wenn sie mich besuchen kommen. Das war eine tolle Idee. Ich freue mich sooooo sehr über solch liebe Menschen. Sie bedanken sich das ich mein Tagebuch öffentlich schreibe und schicken mir dann schöne Dinge zur Aufmunterung
herrlich, schön wenn es noch Nächstenliebe gibt. Danke